Leverkusen oder wo ist das Wasser

von Anja Bryx

Pressemitteilung

der Parents For Future Leverkusen und Köln

zum 3. Erörterungstermin am 12. und 13. Dezember zu den von

Currenta beantragten Grundwasserentnahmerechten für die nächsten 30 Jahre

Auch wenn immer wieder betont wurde, dass es "nur" um die Grundwasserentnahmerechte ginge, haben die Parents For Future Leverkusen, vertreten durch Alice Werner, die Gelegenheit genutzt, nochmal den großen Bogen zu spannen, von Dürren und vertrockneten Böden, die das Regenwasser so schnell nicht aufnehmen können, Versiegelung, Starkregen aufgrund der steigenden Temperaturen, Artensterben, Gletschersterben, Niedrigwasser,Überschwemmungen, Klimaflüchtlinge auch innerhalb Deutschlands, über Abschottungspolitik, Arbeitsplätze,

⦁ wahrscheinliche Flächenverluste, auch an den Deutschen Küsten, durch den Anstieg des Meeresspiegels (siehe Vortrag "Time's up" von Mark Benecke im EU-Parlament und Interview von Ralf Tiesler vom BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe)

⦁ notwendiger Rückzug aus den von Hochwasser bedrohten Gebieten, auch an kleinen Flüssen, siehe Ahrtal.

⦁ Versalzung von landwirtschaftlich genutzten Gebieten durch Meerwasser das ins Landesinnere fließt, wenn die Flüsse mit weniger Druck (oder gar nicht mehr) ins Meer fließen.

⦁ Klimaschutz heißt Sicherung unserer Lebensgrundlagen.

⦁ Prof. Stefan Rahmstorf, ein absolut nicht des Populismus verdächtiger Wissenschaftler sagt: "Alle Personen unter 70 Jahre, die noch einen friedlichen Lebensabend verbringen möchten, sollten sich jetzt in der Klimabewegung engagieren". Ausserdem hat er in einem Interview zweimal das Wort "kriegsähnlich" verwendet. "Aussagen, bei denen bei mir sämtliche Alarmsirenen schrillen", so Werner wörtlich.

⦁ Scientists4Future & Expertenrat für Klimafragen fordern überparteiliches, gesamtgesellschaftliches Handeln.

⦁ Von Untergang bedrohte Pazifikstaaten hatten sich auf das 1,5 Grad Versprechen verlassen. Die Nichteinhaltung ist praktisch ihr Todesurteil. Angesichts dessen und im Hinblick auf die Generationengerechtigkeit, haben wir, als Gesellschaft moralisch nicht das Recht auf fehlende Gelder und zu wenig Zeit, zu verweisen. (von Luisa Neubauer, während der COP in Dubai).

"Ich persönlich würde den Kindern lieber einen Berg Schulden hinterlassen, damit werden sie irgendwie umgehen können. Wir werden ihnen aber niemals die Gletscher oder Korallenriffe wieder herstellen können," erklärte Werner.

Es ist auch schwer vorstellbar, das kein Geld da sei, mit der Eigentümerin Macquarie Infrastructure and Real Assets, kurz MIRA, im Hintergrund. MIRA ist eine Fondstochter der australischen Investmentbank Macquarie, über die Macquarie Geld von Versicherungen und Pensionsfonds in Industrieunternehmen investiert. Als Chempark Verwalter an einem der größten Industriestandorte, hat Currenta, und damit Macquarie, große Verantwortung und Einflußmöglichkeit.

- Schnelle Transformation als Chance nutzen.

"Wieso machen wir Leverkusen und NRW eigentlich nicht zur Leuchtturm Region?" Fragte Werner.

Zum Beispiel könnten in den Currenta Chemparks nur Firmen aufgenommen werden, die die Transformation schon hinter sich haben und klimaneutral produzieren. Neben dem WIE müssen wir uns aber auch fragen WAS und WIEVIEL produzieren wir?

Im Moment produzieren wir für drei Erden!

Auch Verkehrspolitik, Doppelbrücke und Megastelze in Leverkusen wurden von den Parents thematisiert. NRW hat eins der dichtesten Straßennetze und es wird noch erweitert als gäb es kein Morgen. "Dabei wissen alle das wir von der Dominanz des MIV (motorisierten Individualverkehrs) weg müssen", so Werner.

Benedikt Rees von der Klimaliste Leverkusen, hob hervor, dass sich Currenta alleine 8 Mio m³ Wasser für die eigene Verwendung sichert. (Feuerwehrübungen, Notfälle usw...) Zur Erinnerung: Currenta würde mit dem Antrag in den nächsten 30 Jahren jeweils über insgesamt ca. 350 Mio m³ verfügen, ganz Leverkusen verbraucht pro Jahr 9 Mio m³ und im Notfall müssen der Stadt 6 Mio m³ Wasser garantiert werden! Die 8 Mio m³ wurden aber von Currenta direkt wieder relativiert - wären ja nur 2,75% der Gesamtmenge. Die Firmen im Chempark haben zwar alle einen separaten Wasserverbrauchszähler, Verbrauchsmengen dürften aber nicht veröffentlicht werden. Datenschutz!

Von Seiten Currenta wurde unterstrichen, dass nur etwa 15% des Gesamtbedarfs aus Grundwasser gewonnen würde. Der weitaus größte Teil würde dem Rhein entnommen. Die Anteile können aber je nach Angebotslage variiren. Die beantragte Menge stellt, laut den Ausführungen von Currenta, das berechnete Maximum dar, bei dem nicht klar wäre, ob es überhaubt ausgeschöpft wird und wenn ja, über welchen Zeitraum. (Laut Bezirksregierung müssen Überschreitungen gemeldet werden. Es gilt eine Anzeigepflicht.) Für die Transformation brauche man Zeit und Geld.

Umstrukturierung wäre eine Generationenaufgabe. "Zeit haben wir aber nicht mehr (siehe oben). Zeit hatten wir mal vor 30 Jahren", entgegnete Werner.

Malte Kemp aus Leverkusen betonte unter anderem, dass es nicht zu einem Rebound-Effekt kommen dürfe, also einmal eingesparter Wasserverbrauch an anderer Stelle, z.B. durch Ansiedlung neuer Firmen mit hohem Wasserverbrauch, wieder zu verschwenden - weil ja gespart wurde.

Alle EinwenderInnen haben immer wieder ihre Zweifel zum Ausdruck gebracht, dass die ganzen Auswertungen der Zahlen, Daten und Fakten aus der Vergangenheit, der Situation gerecht werden können. Fundierte Prognosen unter den veränderten Bedingungen in Zeiten der Klimakatastrophe lagen nicht vor. Nur die Aussage, dass es für die nächsten 30 Jahre noch genügend Gletscher in den Alpen und damit Wasser im Rhein gäbe. Der Rhein, Deutschlands größter Fluss und eine der verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt, ist vom Klimawandel stark betroffen. Forschende sagen, dass es den Rhein, so wie wir ihn kennen, schon bald nicht mehr geben wird.

Die Parents erwarten eine Entscheidung von der Bezirksregierung Köln, die sich am Gemeinwohl orientiert und unsere

Ressourcen sichert, denn nur so können Wirtschaftskraft und alternative Arbeitsplätze in der Region langfristig gesichert

werden.

Parents For Future Leverkusen

Anja Bryx

leverkusen@parentsforfuture.d1


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